Da wackelte der Kümmel im Kön, da bebte die Galionsfigur am Bugspriet: Die „Letzte Kneipe vor New York“ im Kaiserhafen war ihr zweites Zuhause. Mit ihrer rauchigen Röhre und herzhaftem Charme sang sich Brunhilde Lüchau dort in die Herzen tausender Fans. Am Mittwoch ist das Markenzeichen der Kultkneipe unerwartet nach kurzer Krankheit gestorben.
Mit rauchig-rotzigem Trude-Herr-Ton
73 ist sie geworden. „Ich will keine Schokolade“ röhrte die gemütlich Gerundete gern und oft im rotzigen Trude-Herr-Ton. Und Titel von Zarah Leander, Margot Werner, von Freddy, Bill Ramsey oder den Bläck Fööss: Rund 500 Evergreens aus 50 Jahren Schlagergeschichte hatte „Bruni“ auswendig drauf. Und: Jede Menge Döntjes von ihren Begegnungen mit den Stars, deren Hits sie nach Bremerhaven holte.
Markenzeichen in der Kultkneipe am Hafen
Hier am Rande des Kaiserhafens, zwischen Werften, Schiffen, Kajen und Kajüten wurde die gebürtige Ostpreußin seit Mitte der 80er Jahre zum Original. Im „Treffpunkt Kaiserhafen“ trat die Stimmungskanone mit ihren Musikern jedes Wochenende auf. Und ihr Ruf köderte ganze Busladungen an Touristen zu Grünkohl- oder Kegeltour nach Bremerhaven. Keine Weihnachtsfeier in der Kultkneipe ohne „Bruni“.
Schunkeln mit der Stimmungskanone
Ihre unverwechselbare Stimme verdanke sie wohl den bis zu 40 Zigaretten pro Tag, verriet sie einmal. „Obwohl das 25 Jahre her ist“, meinte sie pfiffig. Die rauchgeschwängerte Gurgel blieb. Die brachte die Gäste der Kultkneipe auch schon mal zum „Trocken-Rudern“ auf dem Fußboden und auf jeden Fall immer zum Schunkeln. Nun ist die Stimme der Stimmungskanone verstummt. Mit einer Trauerfeier am 14. Oktober nehmen Familie, Freunde und Weggefährten Abschied – und viele ihrer Fans.
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